Das richtige Lüften in der Wohnung vermeidet Schimmelbildung!

Die Luft hat die Eigenschaft, um so mehr Wasserdampf aufnehmen zu können, je wärmer sie ist. Es besteht eine unauflösbare Abhängigkeit zwischen der Lufttemperatur und der Fähigkeit der Luft zur Dampfaufnahme. So kann z. B. in einem Zimmer mit einem Raumvolumen von 50 m³ die Raumluft bei einer Zimmertemperatur von 20° C 865 g Wasser in Dampfform aufnehmen. Dieser so hoch erscheinende Wert entspricht aber nur rund 1/3 der Feuchtigkeit, die ein normal arbeitender erwachsener Mensch täglich ausatmet, weil in seinem Atem bis zu 100 g Wasserdampf stündlich enthalten sind. Alle Menschen und in den Wohnräumen lebenden Haustiere geben ungewollt über den Atem Luftfeuchtigkeit ab. Diese Feuchtigkeitsabgabe wird durch Wohnprozesse, wie Baden, Duschen, Kochen, Waschen usw. verstärkt. Hinzu kommen noch die Feuchtigkeitsmengen, die durch den Betrieb von vielen modernen Haushaltsgeräten (Geschirrspüler, Kaffeemaschinen, Luftbefeuchter, Wäschetrockner, Waschmaschinen) und durch größere Aquarien sowie umfangreiche Blumenansammlungen entstehen. Von sehr wesentlicher Bedeutung ist die Belegungsdichte (Mensch und Tier) der Wohnung und die persönlichen Hygienevorstellungen der Bewohner. Selbst eine sehr hohe Raumluftfeuchtigkeit bringt – von Ausnahmen abgesehen – dann keine Probleme, wenn ausreichend gelüftet wird. Der notwendige Zeitbedarf für den Mindestluftwechsel hängt vor allem von der Luftgeschwindigkeit ab, d. h. davon, wie schnell die Luft durch den zu lüftenden Raum flieht.

Die erforderliche Lufterneuerung sollte, vor allem bei modernen fugendichten Fenstern, durch mehrfaches tägliches Lüften erfolgen, am besten als Stoßlüften. Dort, wo dies möglich ist, sollte der Lüftungsvorgang als Querlüftung – volkstümlich Durchzug genannt – erfolgen.

Wer glaubt, das Stoß- oder Querlüften sei energieverschwenderisch, und es wäre deshalb besser, die Fenster zu kippen, irrt.

Die Heizwärme erwärmt nicht nur die Raumluft, sondern auch die raumbegrenzenden Bauteile und alles, was in einem Zimmer vorhanden ist, wie Einrichtungsgegenstände usw. Die gespeicherte Wärme wird über den Lüftungsvorgang nur sehr langsam abgegeben, weil insbesondere die wärmetechnisch trägen Bauteile sich hinsichtlich ihrer Oberflächentemperatur den veränderten Temperaturverhältnissen nur langsam anpassen. Je besser die Wärmespeichereigenschaften der für Decken, Wände und Böden verwendeten Baumaterialien ist, desto geringer sind die durch Lüften entstehenden Wärmeverluste.

Die Bewohner benötigen eine gewisse Mindesttemperatur, damit sie sich behaglich fühlen. Die thermische Behaglichkeitsgrenze unterliegt subjektiven Einflüssen wie Alter, Bekleidung, Gesundheit und Tätigkeit in der Wohnung (Arbeiten, Fernsehen, Schlafen usw.). Der Körper empfindet dabei ein Wärmegefälle als unbehaglich, wenn die Zimmertemperatur geringer ist als die der Umgebung. Bei dem bekannten Anwärmen – um Heizenergie einzusparen, wird in den nicht benutzten Zimmern nicht geheizt, sondern nur die Zimmertür zur Raumlufterwärmung geöffnet – strömt Raumluft aus warmen Räumen mit einem relativ normalen, aber absolut hohen Feuchtigkeitsgehalt in weniger warme Zimmer mit kalten Wänden, wie z. B. das Schlafzimmer. Dort kühlt die Luft ab, die relative Luftfeuchte steigt damit schnell an. Durch die in diesem Raum vorhandenen niedrigen Temperaturen kann die Raumluft den in ihr enthaltenen Wasserdampf nicht mehr im bisherigen Umfang festhalten; es kann dann sehr leicht zur Kondensatbildung auf den Wandinnenflächen kommen. (Die Wände fangen an zu schwitzen.)

Der Verbund von Räumen mit unterschiedlichen Raumtemperaturen schafft vielfach die Voraussetzung oder ist eine ganz wesentliche Ursache für das Auftreten von Stockflecken. Einige Bewohner drehen trotz aller Aufklärung tagsüber immer noch die Thermostatventile ab, wenn sie das Haus verlassen. Nach der Rückkehr von der Arbeit werden die Ventile, ausgenommenen die kühleren Bereiche, voll geöffnet, und es wird dann erwartet, dass die Aufenthaltsräume in Minutenschnelle behaglich warm sind. Dies ist allein schon aus technischen Gründen kaum möglich und stellt außerdem ein unwirtschaftliches Heizverhalten dar.

In der Praxis führt auch der Möblierungsgrad der Wohnräume, die Art der Möbel und deren Aufstellungsort immer wieder zu Schwierigkeiten. Einrichtungsgegenstände, die an einer Außenwand aufgestellt werden, müssen einen größeren Wandabstand haben als die, die an einer Innenwand stehen, es sei denn, dahinter liegt ein kalter Raum, z. B. das unbeheizte Treppenhaus. Dann muss auch dort der Abstand der Gegenstände von der Wand vergrößert werden. Auch seitlich, über und unter einem Möbel muss eine Luftzirkulation erfolgen können. Anbaumöbel, Klappbetten, Schrankwände usw. werden leider aber häufig so angebracht, dass die Raumluftumwälzung nicht oder nur sehr unzureichend erfolgen kann und sich deshalb Kondensat bildet. Wenn die Möbelaufstellung falsch erfolgt ist und ein hoher Möblierungsgrad vorliegt, werden Betten, Kleider und dergleichen leicht feucht – das Auftreten von Stockfleckenschäden ist dann oft nur noch eine Zeitfrage. Dies gilt auch bei langen Vorhängen, Wandteppichen usw.

Eine wohnhygienische Grundregel, wonach bei einem stoßartigen Feuchtigkeitsanfall diesem umgehend durch Stoßlüften begegnet werden muss, scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Dies gilt ganz besonders für die Nassräume (Bad, Dusche) und den Küchenbereich.